Während des 2. Weltkrieges


Am 12./13. März 1938 erfolgte der "Anschluss" an das Deutsche Reich: durch die Machtübernahme der österreichischen Nationalsozialisten, die die Funktionäre des unbeliebten "Ständestaats" verjagten, und durch den von Adolf Hitler angeordneten Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Am 15. März 1938 erstattete Hitler auf dem Wiener Heldenplatz vor Hunderttausenden &minus teils begeistert jubelnden, teils neugierigen &minus Zuhörern die (wie er sich ausdrückte) "größte Vollzugsmeldung seines Lebens": ". . . melde ich vor der Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich!" (Der Begriff "Österreich" wurde wohlweislich nicht verwendet).
Was die Stimmung der nichtjüdischen Wiener betraf, so hatte das NS-Regime zu berücksichtigen, dass Wien bis 1938 jahrhundertelang Hauptstadt gewesen war, nun aber &minus im Sinne der "Entprovinzialisierung der Provinz" &minus ein Reichsgau unter vielen sein sollte. Gegen diese "Degradierung", wie sie die Wiener empfanden, musste ein Gegengewicht geschaffen werden, um die Bevölkerung bei Laune zu halten. Berlin war die bevölkerungsreichste Stadt "Großdeutschlands". Es wurde daher verkündet, Wien werde zur flächengrößten deutschen Stadt erweitert.
Im Zuge der großen Stadterweiterung im Herbst 1938 wurden 91 Umlandgemeinden in die Stadt integriert, die Bezirke XIV und XXI vergrößert und die Bezirke XXII (Groß-Enzersdorf), XXIII (Schwechat), XXIV (Mödling), XXV (Liesing; nicht mit dem heutigen 23. Bezirk identisch) und XXVI (Klosterneuburg) neu geschaffen. Damit wurde der Reichsgau Groß-Wien mit 1224 km² zur flächenmäßig größten Stadt des Deutschen Reiches. Die Wiener Stadtverwaltung wurde nach nationalsozialistischem Muster neu geordnet. Zum Gauleiter wurde Odilo Globocnik ernannt, gefolgt von Josef Bürckel und Baldur von Schirach.
Die auf die Vernichtung der Juden zielende Politik Hitlers fiel beim in Wien schon viele Jahrhunderte alten und seit Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmenden Antisemitismus auf fruchtbaren Boden. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann die so genannte "wilde Arisierung": Wer wollte und konnte, beraubte seine jüdischen Nachbarn, warf sie aus ihren Geschäften oder Wohnungen oder ließ sie auf andere Art seine Verachtung spüren. Dieser von der NS-Bürokratie so nicht erwartete Ausbruch der Judenfeindlichkeit wurde aber bald in geordnete Bahnen gelenkt, die Diskriminierung, Entrechtung, Beraubung usw. in bürokratische Vorgänge verwandelt, die den Anschein von Recht und Ordnung haben sollten.
Bei den Novemberpogromen beginnend am 9. November 1938 wurden 92 Synagogen Wiens zerstört. Nur eine einzige blieb verschont, der Stadttempel im 1. Bezirk. Dort hatten dann vom NS-Regime ausgesuchte jüdische Wiener Auswanderung bzw. Deportation ihrer Glaubensgenossen mitzuorganisieren. Im Palais Rothschild (4., Prinz-Eugen-Straße, heute Neubau der Arbeiterkammer) amtierte Adolf Eichmanns Zentralstelle für jüdische Auswanderung (mit Auswanderung war im Krieg zumeist Beraubung, Deportation und Ermordung gemeint). Rund 120.000 Menschen, etwa zwei Drittel der jüdischen Wiener, schafften es ins Ausland (der bekannteste Flüchtling war Sigmund Freud), etwa 60.000 Personen konnten nicht mehr ausreisen und wurden größtenteils in Vernichtungslagern ermordet. Nach Kriegsende zählte die jüdische Bevölkerung Wiens nur noch 5.243 Personen, zumeist durch Mischehen mit Ariern geschützte Personen. Durch die Judenverfolgung frei gewordene Wohnungen wurden an Arier übergeben; Mobiliar und Hausrat der jüdischen Wiener war (wenn nicht direkt gestohlen) bei Versteigerungen günstig zu erwerben.
Die ursprünglich etwa 200.000 Personen umfassende jüdische Gemeinde in Wien zählte am Ende des Krieges nur noch 5.243 Personen.

Bildquellen:
https://austria-forum.org/attach/Wissenssammlungen/Historische_Bilder/Themenbereiche/Kriegsende/Zerstörtes_Riesenrad/36621.jpg
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/images/f/f9/Luftangriffe.jpg