Bundesübersetzungswettbewerb Latein/Griechisch in Kremsmünster (OÖ)
Mo 3.4.2006 - Fr 7.4.2006
![]() NR Abg. Murauer übergibt den 2.Preis (Griechisch) an Matthias Bartl (G IX), Hintergrund re: Mag. F.Hörtenhuemer (ARGE OÖ) |
Verlockend mag es für Schülerohren klingen, wenn ein Klassenkamerad eine knappe Woche lang zu einem Wettbewerb eingeladen wird und vom Unterricht fernbleiben darf. Ferien scheinen diese "freien" Tage zu sein.
Allzu erholsam waren die Tage in Kremsmünster jedoch nicht, zumal am Montag unser Zug um 6 Uhr 20 vom Westbahnhof abfuhr. Nur eine kurze Verschnaufpause war uns am Ziel gegönnt, denn um 10 Uhr begann bereits der Unterricht. "Die Zukunft Europas gestalten" lautete das Motto in diesem Jahr; "Zukunft braucht Herkunft". In der Regel wurden ungefähr drei Stunden pro Tag Texte gelesen, von Homer bis Herodot, von Solon bis zum Neuen Testament, alles über die Grundlagen des Europäischen Denkens.
Nachmittags erwartete uns ein genau so intensives wie informatives Kulturprogramm. Wir besuchten das Benediktinerstift Kremsmünster, lasen aus alten Handschriften der Stiftsbibliothek, unternahmen einen Ausflug nach Wels zum Römermuseum und hörten eine Lesung aus Ciceros "Cato maior de senectute".
Am Donnerstag war Klausurtag. Zu übersetzen war eine Stelle aus Herodots Historien über Xerxes' Vorbereitungen zur Schlacht bei Plataiai 480 v. Chr. (ca. 1/2 A4-Seite) Die Erläuterungsaufgabe verlangte, die beiden Gründe für die Motivation der Spartaner herauszuarbeiten.
Am Nachmittag besuchten wir die Tassilotherme in Bad Hall - und senkten den Altersdurchschnitt der Gäste um mindestens 30 Jahre. Unser Begleitlehrer lobte uns hinterher für unser vorbildhaft diszipliniertes Verhalten und sagte, er traue sich sogar zu, eine Weltreise mit uns anzutreten.
Auch die benediktinischen Ordensschwestern unserer Unterkunft, des Exerzitienhauses Subiaco, waren über unser Benehmen erstaunt. So eine brave Gruppe (von immerhin 40 Schülern) hätten sie selten erlebt.
![]() Das Wr.Team von li nach re: P.Hofbauer (G9, G), A.Klein (G4P, L4), A.Nenadovic (GRg16, L6); dahinter: M.Lagler (GRg4, L6), Prof.Streicher, M.Bartl (G9, G) |
![]() S. Varga (li) mit den Gewinnern LangL, G |
Wiener Sieg bei der BOl 2007:
Stephan Varga (GRg 21 F 26/Kurs AMS) hat den 1. Platz im Bewerb Kurzlatein errungen!
Wir gratulieren herzlich!
![]() Stimmung im großen Saal des Stifts |
![]() Siegerphoto... |
Ein für viele bisher unbekannter Teil
Österreichs wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der 24. Bundesolympiade
in Güssing mit unvergleichlichem Charme nähergebracht. Schwierig war nur die Anreise, aber auch
diese Hürde schafften alle. Vor Ort wurde die societas Graeco-Latina im
Aktivpark Güssing ausgezeichnet versorgt; auch die Sportanlagen (Pool,
Fußballwiese, Billardtische) erfreuten sich großer Beliebtheit. Mit Spannung hatten wir das heurige Thema
erwartet: Passend zu Güssing (die Stadt ist zurecht stolz darauf, energieautark
zu sein) standen die lateinischen Texte unter dem Motto „Energie – Natur –
Umwelt“. Für die Langform war Lukrez der Hauptautor,
in dessen epikureisch-naturwissenschaftlichen Versen immer wieder die
Umwandlung der Kräfte und Elemente in andere Formen thematisiert wird. In der Kurzform standen einige Passagen aus
Minucius Felix auf dem Programm (z. B. der „Strandspaziergang in Ostia“),
ebenso Biblisches und Hagiographisches; die Klausur stammte schließlich aus Euryalus
und Lukretia von Enea Silvio Piccolomini. Die Griechen hatten ein eigenes,
philosophisches Thema, das man mit „Ethisches Handeln“ umschreiben könnte
(Autoren: Platon, Aristoteles, Mark Aurel). Um uns Güssing und Umgebung richtig zu
präsentieren, warteten die Gastgeber (Mag. Martina Wolf, Mag. Isabella Zahrl,
Mag. Walter Dujmovits, Mag. Siegfried Gollatz) mit einem „gemischten Satz“ aus
humanistischen, naturwissenschaftlichen und kulinarischen Programmpunkten auf. Passend zum Thema „Energie und Umwelt“ stand
eine Betriebsführung bei der Firma Wolf auf dem Programm, in der CO2-neutral
Nudeln erzeugt werden. (Lukrez hätte vermutlich Freude an den verschiedenen
Möglichkeiten der Energieumwandlung gehabt! Einen weiteren Prominenten, nämlich
Arnold Schwarzenegger, bewegte das Energiekonzept der Stadt zu dem Apophthegma:
„Die Welt muss Güssing werden!“) Neu war für viele, dass Güssing im 16. Jh.
ein bedeutendes Zentrum humanistischer Studien darstellte. Die Grafen Batthyáni
nahmen damals nämlich zahlreichen Gelehrte, die wegen ihres evangelischen
Glaubens vom Kaiserhof vertrieben worden waren, gastlich auf. Viele Bände aus
der damaligen Zeit werden in der Bibliothek des Franziskaner-klosters in
Güssing aufbewahrt; die Patres gewährten uns vor Ort Einblick in frühe
griechische und lateinische Drucke, aber auch in eine Lutherbibel. Einer dieser
mit Güssing verbundenen Gelehrten ist der Botaniker Carolus Clusius, der hier
die Flora Pannoniens erforschte und zum Begründer der Mykologie wurde. Das
Leben und Werk dieses Humanisten wurde uns von Universitätsprofessor Dr. Franz
Wolkinger in einem detailreichen und unterhaltsamen Vortrag geschildert. Wir
hoffen, dass wir ein wenig an die humanistische Tradition von Güssing
angeknüpft haben. Typisch für die Region ist sicher auch die
Freude an kulinarischen und önologischen Genüssen: Diese durften wir bei συμπόσια im Burgrestaurant Güssing – auf
Einladung des Bürgermeisters der Stadt - und bei zwei Buschenschanken kennen
lernen. Nach intensiver Arbeit an den
Vorbereitungstexten war es am Donnerstag schließlich so weit: Die Klausuren
verlangten den Kandidatinnen und Kandidaten einiges ab; und doch war es
bemerkenswert, wie souverän und elegant manche die Klausurtexte übersetzten:
Die Langlateiner bekamen einen Abschnitt aus dem Epikurhymnus des Lukrez als
Klausurtext, die Kurzlateiner übersetzten eine Stelle aus Enea Silvio
Piccolominis Euryalus et Lucretia, die Griechen einen Text von Epiktet. Spannend wurde es dann am Freitag bei der
Siegerehrung, die im BORG Güssing stattfand und vom Schulchor schwung- und
stilvoll musikalisch mitgestaltet wurde. Bei den Dankesworten des Organisators
Mag. Walter Dujmovits konnte einem bewusst werden, wie viele Sponsoren und
Helfer ein solcher Wettbewerb braucht. - Und noch einmal war zu spüren, dass
wir beinahe mit diplomatischen Ehren empfangen worden waren. Wiener
& Sieger: K. Michner, J. Gstach, J. Zimmermann, D. Grünwald, J. Lenitz,
M. Waiglein (mit Prof. Hennefeld, Grobauer) Schließlich wurden die Siegerinnen und
Sieger geehrt – hier ihre Namen: In Griechisch gewann Maximilian Waiglein
(pG 23 Wien), vor Daniel Freidorfer
(Steiermark) und Roman Neumayer (Salzburg). Den ersten Platz im vierjährigen Latein
belegte Jennifer Zimmermann (G 4 Popper Wien), gefolgt von Kerstin Zeinzinger
(Niederösterreich) und Lukas Matzner (Oberösterreich). Bei den Langlateinern ging Katharina Michner
(BG 9 Wien) als Siegerin hervor, gefolgt
von den Tirolern Johannes Lackner und Martin Niederacher. Wir gratulieren recht herzlich und wünschen
den Siegern und Siegerinnen, aber auch allen anderen, die teilgenommen haben,
noch weiterhin viel Freude mit den klassischen Sprachen! Von ganzem Herzen sei Mag. Walter Dujmovits,
gedankt, dem Organisator, der die Verantwortung für dieses große und großartige
Ereignis übernommen und so viel im Hintergrund organisiert hat! Alexander Menner (Bruck/L.) im Circulare
26. Bundesolympiade 2014 in Bregenz24. Bundesolympiade für Latein und Griechisch –
Güssing 2012
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Team
AMS: C.Renelt (8C), [D.Grünwald AKG/L], |